Ein Schwarzes Loch ist ein extrem dichtes Objekt im Weltraum, dessen Gravitationskraft so stark ist, dass nichts, nicht einmal Licht, ihm entkommen kann. Das macht es "schwarz", weil es kein Licht aussendet oder reflektiert und daher unsichtbar ist.
indirekte Visalisierung des Schwarzen Lochs in der Galaxie M87Simulation des Vorbeizugs eines Schwarzen Lochs vor Fixsternen
Eigenschaften
• In (fast) jeder Galaxie steckt im Zentrum ein supermassives Schwarzes Loch
• In jeder Galaxie gibt es ausserhalb des Kerns viele Schwarze Löcher als Überbleibsel ausgebrannter massereicher Sterne.
• Ereignishorizont: Das ist die "Grenze" eines Schwarzen Lochs. Sobald etwas diesen Horizont überschreitet, kann es nicht mehr entkommen, weil die notwendige Fluchtgeschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit übersteigt.
• Singularität: Im Zentrum des Schwarzen Lochs befindet sich die sogenannte Singularität, ein Punkt, in dem die Dichte unendlich hoch und das Raum-Zeit-Kontinuum stark gekrümmt ist. Hier hören unsere bekannten physikalischen Gesetze auf, zu funktionieren.
• Raum-Zeit-Verzerrung: In der Nähe eines Schwarzen Lochs wird die Raum-Zeit stark verzerrt (siehe Bild: Simulation). Für einen entfernten Beobachter sieht es so aus, als würde die Zeit für Objekte, die sich einem Schwarzen Loch nähern, immer langsamer vergehen.
• Jets: Ein Jet entsteht nicht direkt aus dem Schwarzen Loch selbst, sondern aus der Akkretionsscheibe, einer rotierenden Scheibe aus Gas und Staub, die das Schwarze Loch umgibt. Wenn Materie von dieser Scheibe ins Schwarze Loch fällt, wird sie durch die starke Gravitation und Reibung extrem erhitzt und erzeugt dabei intensive Strahlung, die in verschiedenen Wellenlängen beobachtbar ist, zum Beispiel im Röntgenbereich.
Während dieser Prozess abläuft, spielen Magnetfelder eine wichtige Rolle: die rotierende Materie in der Akkretionsscheibe erzeugt starke Magnetfelder, die sich nach oben und unten entlang der Rotationsachse des Schwarzen Lochs ausrichten. Diese Magnetfelder beschleunigen dann Teilchen aus der Umgebung und stossen Jets senkrecht zur Rotationsachse aus.
Entstehung
Schwarze Löcher entstehen, wenn ein sehr massereicher Stern (mit mindestens achtfacher Sonnenmasse) am Ende seines Lebenszyklus explodiert (eine Supernova) und der Kern unter seiner eigenen Schwerkraft kollabiert. Wenn dieser Kern so stark zusammengepresst wird, dass er eine bestimmte Dichte überschreitet, entsteht ein Schwarzes Loch.
Durch seine extreme Gravitation versucht das Schwarze Loch umgebende Materie in sich zu ziehen. Oft speisen den "Hunger" schwarzer Löcher eng benachbarte Sterne.
Die Akkretionsscheibe dieses ausserhalb des Ereignishorizontes exothermen Einströmprozesses dient wegen ihrer Energiedichte als indirekter Nachweis Schwarzer Löcher.
Akkretionsscheibe eines Schwarzen Lochs mit Jet und einströmender Materie
Obwohl Schwarze Löcher selbst unsichtbar sind, können Astronomen ihre Existenz durch die Auswirkungen auf ihre Umgebung nachweisen. Beispielsweise kann man das Verhalten von Sternen beobachten, die um ein unsichtbares Objekt kreisen, oder man kann Röntgenstrahlung messen, die entsteht, wenn Materie in das Schwarze Loch gezogen wird und sich dabei stark erhitzt.
Theorie
Die Einsteinschen Feldgleichungen (EFG) sind das mathematische Fundament der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART). Sie beschreiben, wie Materie und Energie die Raumzeit krümmen und somit die Gravitation bestimmen.
Grundform der Einsteinschen Feldgleichungen
Die Feldgleichungen lauten: Gμν+Λgμν=c48πGTμν
Hierbei sind:
Gμν – Einstein-Tensor, beschreibt die Geometrie der Raumzeit.
Λ – Kosmologische Konstante, eingeführt von Einstein zur Erklärung eines statischen Universums (heute mit der Dunklen Energie verknüpft).
gμν – Metriktensor, beschreibt die Struktur der Raumzeit.
G – Gravitationskonstante (6.674×10−11 m³/kg/s²).
c – Lichtgeschwindigkeit (299.792.458 m/s).
Tμν – Energie-Impuls-Tensor, beschreibt die Verteilung von Materie und Energie.
Physikalische Bedeutung
Die Feldgleichungen beschreiben den Zusammenhang zwischen Materie, Energie und der Krümmung der Raumzeit:
Auf der linken Seite steht die Geometrie der Raumzeit (Gμν).
Auf der rechten Seite steht die Materie/Energie (Tμν), die diese Krümmung verursacht.
Besondere Lösungen der Feldgleichungen
Die Einsteinschen Feldgleichungen ersetzen das Newtonsche Gravitationsgesetz durch eine komplexere, aber genauere Beschreibung der Schwerkraft. Sie verbinden die Struktur der Raumzeit mit der in ihr enthaltenen Materie und Energie. Ihre Lösungen führen zu Konzepten wie schwarzen Löchern, einem expandierendem Universum und Gravitationswellen.
Einsteins Feldgleichungen sind nicht-trivial und oft schwierig zu lösen - einige wichtige Lösungen sind:
Schwarzschild-Lösung (Karl Schwarzschild, 1916)
Beschreibt das Gravitationsfeld einer kugelsymmetrischen Masse ohne Rotation.
Anwendung: Schwarze Löcher und Planetenbahnen.
Nicht rotierendes Schwarzes Loch
Schwarzschild-Radius: Rs=c22GM
2. Die Kerr-Lösung der Einsteinschen Feldgleichungen
Die Kerr-Metrik beschreibt ein rotierendes schwarzes Loch und ist eine Erweiterung der Schwarzschild-Lösung. Sie erklärt Phänomene wie Frame-Dragging, Ereignishorizonte, Ergosphäre und Energieextraktion. Da reale schwarze Löcher meist rotieren, ist die Kerr-Lösung für die moderne Astrophysik besonders wichtig.
Die Kerr-Metrik in Boyer-Lindquist-Koordinaten (t,r,θ,ϕ) lautet: ds2=−(1−ρ22GM)c2dt2−ρ24GMasin2θcdtdϕ+Δρ2dr2+ρ2dθ2+(r2+a2+ρ22GMa2sin2θ)sin2θdϕ2
mit den Definitionen: ρ2=r2+a2cos2θ und Δ=r2−2GMr+a2
wobei:
G die Gravitationskonstante ist,
M die Masse des schwarzen Lochs,
a=McJ der Drehimpulsparameter (normalisiert auf die Masse),
c die Lichtgeschwindigkeit,
r,θ,ϕ sphärische Koordinaten sind.
2. Eigenschaften eines Kerr-Schwarzen Lochs
Ein rotierendes schwarzes Loch unterscheidet sich von einem nicht rotierenden (Schwarzschild-)Schwarzen Loch in mehreren Punkten:
a) Ereignishorizont
Die Kerr-Lösung hat zwei Horizonte, gegeben durch die Nullstellen von Δ=0: r±=GM±(GM)2−a2
r+ ist der äußere Ereignishorizont.
r− ist der innere Cauchy-Horizont.
Falls a>GM, dann existiert kein Ereignishorizont mehr – das wäre eine sogenannte "nackte Singularität", die theoretisch, aber nicht physikalisch beobachtet wurde.
b) Ergosphäre und Frame-Dragging
Ein wichtiges Merkmal eines Kerr-Schwarzen Lochs ist die Ergosphäre, ein Bereich außerhalb des Ereignishorizonts, in dem Raumzeit mitgerissen wird (Frame-Dragging):
Ergosphärenradius an der Äquatorebene: rE=GM+(GM)2−a2cos2θ
In der Ergosphäre ist es unmöglich, sich gegen die Drehung des schwarzen Lochs zu bewegen, da der Raum selbst mitgerissen wird.
Dies ermöglicht Energieextraktion durch den Penrose-Prozess: Teilchen können in die Ergosphäre eintreten, gespalten werden, und eines davon kann mit mehr Energie als ursprünglich wieder herausfliegen.
3. Extremale Kerr-Lösung
Für maximale Rotation gilt: a=GM
In diesem Fall fallen der Ereignishorizont und die Ergosphäre zusammen, und das schwarze Loch erreicht seine maximal mögliche Rotation ohne eine nackte Singularität zu bilden.
4. Bedeutung der Kerr-Lösung
Die Kerr-Lösung ist eine der wichtigsten Lösungen der Allgemeinen Relativitätstheorie, da reale astronomische schwarze Löcher in der Regel rotieren. Sie ist entscheidend für:
Astrophysik: Viele beobachtete schwarze Löcher (z. B. Sagittarius A*) sind rotierend.
Gravitationswellen: Verschmelzende schwarze Löcher sind oft Kerr-Löcher.
Energiegewinnung: Theoretische Konzepte wie der Penrose-Prozess oder der Blandford-Znajek-Mechanismus ermöglichen Energieextraktion aus rotierenden schwarzen Löchern.
Wurmloch- und Zeitreisen-Hypothesen: In extremalen Kerr-Lösungen könnten theoretisch stabile Wurmlöcher oder Zeitreisen möglich sein (wenn auch instabil und unphysikalisch nach heutigem Wissen).
3. Friedmann-Lösungen (Alexander Friedmann, 1922)
Beschreiben ein dynamisches Universum, Grundlage der modernen kosmologischen Modelle.
4. De-Sitter- und Anti-de-Sitter-Raum
Lösungen mit kosmologischer Konstante Λ, relevant für kosmische Expansion.
Warum sind die Einsteinschen Feldgleichungen wichtig?
Sie erklären die Gravitation als eine Folge der Krümmung der Raumzeit.
Sie sagen Gravitationswellen voraus (experimentell bestätigt durch LIGO/VIRGO 2015).
Sie sind die Grundlage für das Standardmodell der Kosmologie.
Sie erklären die Bahnabweichungen des Merkur und viele andere Phänomene.
Schwarze Löcher in unserer Milchstrasse
Schwarze Löcher sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Milchstraße, von Sagittarius A* im Zentrum unserer Galaxie bis hin zu vielen kleineren, verstreuten stellar-massiven schwarzen Löchern.