Polarlichter (Aurora Borealis in der Nordhalbkugel und Aurora Australis in der Südhalbkugel) sind faszinierende Leuchterscheinungen in der oberen Erdatmosphäre. Sie entstehen durch Wechselwirkungen zwischen dem Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde. Dabei werden energiereiche geladene Teilchen in die Atmosphäre gelenkt, wo sie mit Gasatomen kollidieren und Lichtemissionen erzeugen.
Die Hauptquelle der Polarlichter ist die Sonne, die einen kontinuierlichen Strom geladener Teilchen – den Sonnenwind – in den interplanetaren Raum aussendet. Der Sonnenwind besteht hauptsächlich aus Protonen und Elektronen mit einer Geschwindigkeit von etwa 300 bis 800 km/s. Besonders starke Sonnenaktivität, wie Sonneneruptionen (Flares) oder koronale Massenauswürfe (CMEs), kann die Intensität des Sonnenwinds erhöhen und dadurch stärkere Polarlichter verursachen.
Die Erde ist von einem Magnetfeld umgeben, das wie ein Schutzschild wirkt und den größten Teil des Sonnenwinds ablenkt. Das Magnetfeld bildet die Magnetosphäre, die sich weit in den Weltraum erstreckt. Der Sonnenwind komprimiert die Magnetosphäre auf der Tagseite und dehnt sie auf der Nachtseite zu einem langen Schweif aus.
Wenn geladene Teilchen des Sonnenwinds auf das Magnetfeld der Erde treffen, werden sie entlang der Magnetfeldlinien zu den magnetischen Polen geleitet. In den sogenannten "Aurora-Ovalen" (Gebiete um die magnetischen Pole) dringen diese Teilchen in die Atmosphäre ein und erzeugen Polarlichter.
Die geladenen Teilchen, hauptsächlich Elektronen und Protonen, werden entlang der Magnetfeldlinien beschleunigt und treffen mit hoher Energie auf die Atome und Moleküle der oberen Erdatmosphäre (80–300 km Höhe). Dabei kommt es zu Kollisionen mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen, die dadurch angeregt werden. Wenn diese Atome in ihren energetisch niedrigeren Zustand zurückkehren, geben sie Energie in Form von sichtbarem Licht ab.
Die unterschiedlichen Farben der Polarlichter entstehen durch verschiedene Gase in der Atmosphäre und deren spezifische Emissionsspektren:
Die Intensität und Häufigkeit von Polarlichtern hängt eng mit dem 11-jährigen Sonnenzyklus zusammen. Während der Sonnenmaxima, wenn die Sonnenaktivität am stärksten ist, treten Polarlichter häufiger und weiter in Richtung der gemäßigten Breiten auf.
Polarlichter sind nicht nur ein spektakuläres Naturphänomen, sondern auch ein wichtiges Forschungsfeld in der Geophysik und Weltraumwetterkunde. Sie geben Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen Sonnenaktivität und der Magnetosphäre der Erde. Zudem haben sie praktische Auswirkungen, da starke geomagnetische Stürme Satelliten, Stromnetze und Kommunikationssysteme stören können.
Polarlichter sind das Ergebnis komplexer physikalischer Prozesse, bei denen Sonnenwind, Magnetfeld und Atmosphärenchemie zusammenwirken. Ihre beeindruckenden Farben und dynamischen Muster machen sie zu einem der faszinierendsten Phänomene in der Naturwissenschaft.